Im Folgenden werden die wichtigsten Informationen dieses Berichtes zusammenfassend dargestellt:
- feelok ist ein internetbasiertes Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogramm, das die Themen Bewegung, Ernährung, Alkohol, Cannabis, Rauchen, Stress, Selbstvertrauen und Liebe/Sexualität behandelt. Neben allgemeinen Informationen zu diesen Bereichen verfügt feelok über eine so genannte stufenspezifische – das heisst je nach Verhalten und Einstellung der Besucher/innen unterschiedliche – Intervention. Die Institutionen, die das Programm unterstützen, sind die Universität Zürich, die Krebsliga Zürich, bildung + gesundheit Netzwerk Schweiz, der Tabakpräventionsfonds und zahlreiche andere Partner, die für die jeweiligen feelok-Programme zuständig sind (Kap. 3 ).
- Eine Reihe von Implementierungsstrategien hat die Bekanntmachung von feelok unterstützt und dazu geführt, dass heute (Mitte 2006) das Interventionsprogramm mehr als 1'000 Mal pro Tag besucht wird. Alle eingesetzten Implementierungsstrategien wurden 6 Kategorien zugeordnet: Weiterbildung, Werbungsmaterialien, Netzwerke, Medienarbeit, Vorträge/Präsentationen und Events/andere Massnahmen. Details dazu findet man im Kap. 4.
- Die Angliederung von feelok an ein Forschungsinstitut hat seine Evaluation gefördert. Verschiedene Studien zur Überprüfung von Teilaspekten von feelok wurden durchgeführt, einige davon bevor das Programm überhaupt lanciert wurde. Die Evaluationsanstrengungen werden weiterhin fortgesetzt und dieser Bericht stellt ein konkretes Beispiel dar. Kap. 5 beschreibt das Evaluationsmodell von feelok sowie die konzeptionelle Überlegung (siehe das Inanspruchnahmedreieck einer Intervention), die diese Studie eingeleitet hat.
- Zwischen Anfang 2002 und Mitte 2004 wurde feelok etwa 350'000 mal besucht. Aufgrund anderer Studien war uns schon damals bekannt, welche feelok-Programme wie häufig und wie lang verwendet werden. Unklar war für uns dagegen, wer unsere erreichte Zielgruppe ist, d.h. wer mit feelok arbeitet. Um diese offene Frage zu beantworten, trafen wir die Entscheidung diese Studie durchzuführen.
Der einzige bekannte Weg, die Identität der Besucher/innen einer Website zu identifizieren, ist anhand eines Formulars eine Reihe von Fragen zu stellen. Ein langer Fragebogen erlaubt mehr Details zu erheben, führt aber wahrscheinlich zu einer schlechten Rücklaufquote. Um die Rücklaufquote zu optimieren, haben wir eine innovative Datenerhebungsmethode verwendet: die gestapelte Umfrage. Das Formular wurde in 19 Umfragen geteilt. (Fast) jede Umfrage beinhaltete drei unveränderliche Items (Alter, Geschlecht und korrekte Beantwortung der Fragen). Die anderen 1 bis 5 Items wurden dagegen in Abständen von 2 Wochen mit der Veröffentlichung der neuen Umfrage mit neuen Items ersetzt. Die Methode der gestapelten Umfrage wird auf Seite 21 beschrieben.
- Mit dieser Studie, die insgesamt fast drei Jahre Arbeit in Anspruch genommen hat, konnten 11 Fragestellungen beantwortet werden. Im Folgenden werden die wichtigsten Befunde in Kürze vorgestellt.
- Fragestellung 1 - Methodologische Fragestellung
Es war nicht möglich auf bestehende Literatur zurückzugreifen, um Hinweise über die Qualität der gestapelten Methode zu finden, weil sie eine Neuheit darstellt. Deswegen war wichtig, diese Datenerhebungsstrategie zu testen, bevor sie eingesetzt wird. Dazu diente die erste Fragestellung dieser Studie. Die Ergebnisse zeigen, dass die internetbasierte gestapelte Umfrage zu einer brauchbaren Rücklaufquote führt (im Durchschnitt 9% bis 18% der Besucher/innen beantworten spontan die Fragen), dass die soziodemographischen Eigenschaften der Studienteilnehmer/innen im Rahmen der verschiedenen Umfragen ziemlich stabil bleiben und dass gleiche Items in verschiedenen Umfragen ziemlich ähnlich beantwortet werden. Diese und weitere interessanten methodologischen Aspekte dieser Studie wie z.B. die Integrierung von Items der Smash-Studie in unserer Forschungsarbeit werden im Bericht ab Seite 24 erläutert.
- Fragestellung 2 - SES der Besucher/innen
85% der Besucher/innen von feelok sind junge Menschen zwischen 10 und 19 Jahren, wobei die 14- / 15-Jährigen deutlich überwiegen. Das Programm wird sowohl von Mädchen wie auch von Knaben besucht. Die Mehrzahl der Besucher/innen kommt aus der Schweiz und vorwiegend aus dem Kanton Zürich (Stand: Jahr 2004). Fast alle besuchen die Real-, die Sekundar- oder die Berufsschule bzw. das Gymnasium oder das 10. Schuljahr und leben mit beiden Eltern zusammen. Zwischen 19% und 29% der 13-15 jährige Studienteilnehmer/innen ist übergewichtig. Details dazu finden Sie im Kap. 14 .
- Fragestellung 3 - Erfolgreiche Implementierungsstrategien, Setting und Wiederbenutzung von feelok
Die Mehrzahl der Studienteilnehmer/innen hat feelok kennen gelernt und in der Schule verwendet, weil die Lehrperson sie über das Programm informiert hat. Die Lehrpersonen sind also die wichtigsten Mediatoren für die Verbreitung des Programms. Die anderen Implementierungsmassnahmen sind deutlich weniger wirkungsvoll. Auch die Veröffentlichung von Zeitschriftartikeln hat praktisch keine oder höchstens eine sehr bescheidene Wirkung auf die Verwendung des Programms.
Im schulischen Setting bestimmt meistens die Lehrperson, mit welchem Thema von feelok die Jugendlichen arbeiten müssen. Wenn die Jugendlichen selbst feelok suchen, suchen sie meistens Informationen zu den Themen „Liebe & Sexualität“, „Rauchen“ und teilweise zum Thema „Kiffen“ (damals fehlten noch die Themen „Bewegung“, „Ernährung“ und „Alkohol“). Rund 40% der Besucher/innen verwendet das Programm zu Hause.
Rund 60%-70% von jenen, die die Umfrage beantwortet haben, hat feelok das erste Mal verwendet. Die anderen hatten feelok schon 2 oder mehrmals besucht. Details befinden sich im Kap. 15 .
- Fragestellung 4 - Allgemeines Internetverhalten der feelok-Besucher/innen
Mehr als 80% der feelok-Besucher/innen können als regelmässige Surfer/innen bezeichnet werden, da sie Internet mindestens 1 Mal pro Woche verwenden. Unter diesen surft die grösste Mehrzahl im Netz mehrmals pro Woche. Ebenso fast 80% der feelok-Besucher/innen bleibt an den jeweiligen Tagen, an denen gesurft wird, 1 Stunde oder länger im Netz. Die feelok-Besucher/innen benötigen Internet vor allem um Informationen im Bereich „Freizeit“ und „Gesundheit, Sexualität, Medizin“ zu finden. Die Knaben auch um Beiträge im sportlichen Bereich und um pornographisches Material anzuschauen. Die Mädchen dagegen um Hilfe für schulische Aufgaben zu erhalten und um Beiträge über Filmsstars und andere berühmte Persönlichkeiten zu finden. Details dazu sind im Kap. 16 zu finden.
- Fragestellung 5 - Interessen der feelok-Besucher/innen
Die feelok-Besucher/innen zeigen ein breites Interesse für die verschiedenen Themen, die feelok - Version 2 anbietet (in der Version 2 von feelok fehlten noch die Themen „Bewegung“, „Ernährung“ und „Alkohol“). Vor allem das Thema „Liebe & Sexualität“ löst Interesse aus (60%), aber auch die Themen „Selbstvertrauen“ (40%), „Stress“, „Rauchen“ und „Kiffen“ (30%) werden von zahlreichen feelok-Besuchern/innen als interessant beurteilt. Nur für die Diskussionsforen und für das Programm „Internet für Anfänger/innen“ zeigten die jungen Besucher/innen von feelok ein geringes Interesse. Alle Details befinden sich im Kap. 17 .
- Fragestellung 6 - Die Lehrpersonen und feelok
Rund 60% der feelok-Besuche findet im schulischen Bereich statt. Im schulischen Bereich entscheiden meistens die Lehrpersonen, mit welchem Thema oder Themen von feelok die Jugendlichen arbeiten müssen. Das Thema, dass die Lehrpersonen am häufigsten wählen, ist „Liebe und Sexualität“. Darauf folgen die Themen „Rauchen“, „Kiffen“, „Stress“, „Selbstvertrauen“ und „Internet für Anfänger/innen“ (damals standen die Themen „Bewegung“, „Ernährung“ und „Alkohol“ noch nicht zur Verfügung). Es gibt einige Diskrepanzen zwischen den Themen von feelok, die die Jugendlichen interessieren und die Programme, die die Lehrpersonen wählen (bei den 10-14 J. nicht).
Arbeitsblätter werden von 16% der Schulbesucher/innen verwendet und Gruppenarbeiten werden in 8% der Fälle eingesetzt. Viele Schulbesucher/innen bearbeiten die Inhalte von feelok, ohne von der Lehrperson weitere didaktische Instrumente oder Aufgaben zu erhalten. Details dazu finden Sie im Kap. 18 .
- Fragestellung 7 - Gesundheitsbezogene Themen (Fokus: Programme von feelok -
Version 2)
Die feelok-Besucher/innen beurteilen ihre Gesundheit im Allgemeinen als gut. Nur rund 10% schätzt sie als mittelmässig oder schlecht ein. 95% der Mädchen und 88% der Knaben hat mindestens eine/n vertraute/n Freund/in, mit dem/der sie oder er über Probleme und Schwierigkeiten sprechen kann.
87% der 10-14 Jährigen raucht nie und 5.5% raucht täglich. 68% der 15-19 Jährigen raucht nie und 16.5% raucht täglich. Fast alle Raucher/innen denken nicht daran, in absehbarer Zeit mit dem Rauchen aufzuhören. Die Mehrzahl der Nicht-Raucher/innen glaubt nicht, in Zukunft mit dem Rauchen zu beginnen.
Rund 70% der Studienteilnehmer/innen kifft nie, rund 5% kifft jeden Tag. Fast alle 15-19 Jährigen, die kiffen, denken nicht in absehbarer Zeit mit dem Konsum aufzuhören. Die Mehrzahl der Nichtkonsumierenden denkt hingegen nicht, dass sie mit dem Konsum beginnen werden.
Etwa 2/3 der Besucher/innen, die die Fragen von feelok beantwortet haben, leidet manchmal bis häufig unter Stress. Vor allem Mädchen geben dieses Problem an. Zahlreiche Gründe werden als Stressverursacher erwähnt. Unter diesen: Prüfungen, schlechte Note, Hausaufgaben und Streit mit der Familie. Alle Details befinden sich im Kap. 19 .
- Fragestellung 8 - Bedarfsanalyse für neue Themen
Viele feelok-Besucher/innen haben folgende Probleme und wären froh eine entsprechende Hilfe zu bekommen: „Schwierigkeit mit der beruflichen Zukunft“, „Schwierigkeiten mit den Eltern“, „Probleme mit dem Gefühlsleben“, „Schlafschwierigkeiten“, „Traurigkeit“, „Stress“, „Probleme mit der Schule/Arbeit“ und „Probleme mit der Ernährung“.
Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer/innen übt mindestens 2 Mal pro Woche eine sportliche Aktivität ausserhalb der Schule aus. Rund 10% treibt nie Sport ausserhalb der Schule. Die Mehrzahl der Jugendliche geht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad oder zu Fuss zur Schule oder Arbeit. Die Mehrzahl der Mädchen fühlt sich (etwas) zu dick (gegen 1/3 der Knaben) und möchte abnehmen. 2/3 von jenen, die abnehmen möchten, haben einen angemessenen BMI, d.h. sie sind nicht übergewichtig.
Fast 1/3 der feelok-Studienteilnehmer/innen hatte in den letzten 12 Monaten einen Unfall, der behandelt werden musste. Dabei handelt es sich vorwiegend um Sportunfälle und Unfälle im Freizeitbereich. Weniger als 10% der Unfälle sind Verkehrsunfälle in irgendeiner Form.
Delinquente Verhaltensweisen wie „körperliche Gewalt“, „Diebstahl“, „Angriff von anderen Jugendlichen“ und „Zerstörung von Objekten“ sind ziemlich verbreitet zwischen den Studienteilnehmer/innen (zwischen 10% und 20%). Rund 2% der feelok-Besucher/innen haben im letzten Jahr einen Suizidversuch hinter sich. Die entsprechenden Details befinden sich im Kap. 20 .
- Fragestellung 9 - Liebe und Sexualität
Viele feelok-Studienteilnehmer/innen hatten noch keine sexuellen Erfahrungen (rund 60%). Dieser Anteil ist bei 15-19-Jährigen deutlich geringer (fast 50%) als bei den 10-14-Jährigen (70%). Die Mehrzahl von jenen, die schon sexuelle Kontakte hatten, hat diese Erfahrung mit wenigen Partnern erlebt (1 bis 4 Partner). Zurzeit haben die Mehrzahl der Studienteilnehmer/innen aber keine/n Partner/in (mehr als 63%). Beim Geschlechtsverkehr verwenden mehr als 60% der Besucher/innen immer oder häufig Kondome. Alle Details befinden sich im Kap. 21 .
- Fragestellung 10 - Beteiligung der Besucher/innen im Design-Entwicklungsprozess von feelok
Keine Zeichnung, die an unserem Wettbewerb teilgenommen hat und aufgrund dessen Ergebnisse wir einen Auftrag dem entsprechenden Autor gegeben hätten, hat die ganze Zielgruppe überzeugt. Alle Zeichnungen haben eine ähnliche Anzahl von positiven, neutralen und negativen Rückmeldungen erhalten. Es zeigt sich zudem, dass für die Zielgruppe keine grosse Rolle spielt, ob eine Website von Photos oder Comics begleitet ist. Im Zweifelfall scheint es aber besser Photos einzusetzen. Im Kap. 22 können Sie mehr Details dazu lesen.
- Fragestellung 11 - Eine Rückmeldung für die Präventionsleute
Im Rahmen der letzten Fragestellung haben wir versucht, den Dialog zwischen der Zielgruppe und den Fachpersonen zu fördern. Wir haben die Jugendlichen gefragt, was sie den Präventionsleuten mitteilen möchten. Die Rückmeldungen sind so unterschiedlich, dass man sie nicht in wenigen Worten zusammenfassen kann. Mehr dazu im Kap. 23.