Weltweit arbeiten mehr als 17 Mio. Menschen im Tabakanbau, vor allem in Niedrig- und Mitteleinkommensländern mit niedrigen Arbeitsstandards. Die Tabakbauern samt ihren Familien sind letztlich von ihnen abhängig. Große soziale, wirtschaftliche und gesundheitliche Probleme sind die Folge.
Es gibt nur einige wenige, mächtige Tabakkonzerne, die den Markt im Griff haben. Und diese bestimmen über die Preise und Arbeitsbedingungen der Tabak anbauenden Familienbetriebe. Darunter Philip Morris International (PMI), Japan Tobacco International (JTI), British American Tobacco (BAT) und Imperial Brands.
In Ländern wie Brasilien oder Kenia wird Tabak im Vertragssystem angebaut. Tabakbauern haben direkte Verträge mit großen Konzernen. Darin wird geregelt, wie viel Tabak von Bäuerinnen und Bauern angebaut und vom Konzern abgenommen wird. Saatgut, Dünger und Pestizide erhalten die Bäuerinnen und Bauern vom Konzern auf Kredit. Nach der Ernte werden diese Kosten vom Preis für den Rohtabak abgezogen. Doch weil die Konzerne sowohl den Preis für Saatgut, Dünger und Pestizide als auch den Preis des Rohtabaks bestimmen, geraten die bäuerlichen Kleinbetriebe in eine Art Schuldknechtschaft. Sie befinden sich dann in einer Abhängigkeitsspirale, aus der es kaum einen Ausweg gibt.
In Malawi, wo Tabak im Pachtsystem angebaut und auf Auktionen verkauft wird, leben die auf den Tabakplantagen arbeitenden Menschen wie moderne Sklaven. Zumeist existieren nur mündliche Verträge mit den Großgrundbesitzern, die schwerlich eingeklagt werden können. Es gibt auch keine arbeitsrechtlichen Bestimmungen und keine Gesundheitsvorsorge zum Schutz der Arbeitenden.
Da die meisten Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in Entwicklungsländern wenig Geld zur Verfügung haben, können sie auch niemanden für die Feldarbeit einstellen. Die Folge: Die ganze Familie muss mitarbeiten, auch die Kinder.
Vor allem für Familienbetriebe in Niedrig – und Mitteleinkommensländer hängt die Existenz von der Tabakernte ab. In der Folge spielt Kinderarbeit eine wichtige Rolle.
©Evangelische Schule Schönefeld (Oberstufe) 2018
Der Film entstand in einem Projekt von Unfairtobacco in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Kinder- und Jugendfilm e.V. in Berlin.
Kinder in Brasilien nennen das Zusammenbinden getrockneter und sortierter Tabakblätter „Puppen machen“. So wie sie arbeiten viele Kinder ab fünf Jahren in weiteren bedeutenden Tabakanbauländern wie Indien, Indonesien, China, Bangladesch, Malawi und Simbabwe. Dabei übernehmen Kinder auch potenziell gefährliche Arbeiten wie etwa das Anwenden von Düngern und Pestiziden.
Die Kinderarbeit im Tabakanbau wird von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) als eine der schlimmsten Formen der Kinderarbeit bezeichnet. Sie hat auch weitreichende Folgen für die Gesellschaft. Denn jede Gesellschaft benötigt eine gut ausgebildete, qualifizierte Bevölkerung. Kinderarbeit verhindert dies, denn diese Kinder gehen kaum zur Schule. Das Recht der Kinder auf Bildung und Freizeit (Art. 28/31) wird dadurch beeinträchtigt.
Unter dem Tabakanbau leiden auch Frauen*, da dies für sie eine Mehrfachbelastung bedeutet. Die Arbeit auf den Tabakfeldern verletzt die Rechte der Frauen* auf Gleichberechtigung, Arbeitsschutz, Gesundheit und Vorsorge.
Frauen* sind bei allen Arbeiten rund um den Tabakanbau unentbehrlich, von der Aussaat bis zur Ernte. Sie beaufsichtigen außerdem meist die Trockenöfen und müssen mit Holzfeuern für eine Woche 24 Stunden am Tag die richtige Hitze erzeugen. Zusätzlich leisten die Frauen* die Haushaltsführung, die Produktion von Nahrungsmitteln und die Kindererziehung.
Nicht einmal in der Schwangerschaft oder bei der Geburt erhalten Frauen entsprechenden Schutz. Die Chemikalien, denen sie beim Tabakanbau ausgesetzt sind, führen zu Vergiftungen, die u.a. Kopfschmerzen, Übelkeit bis hin zu Depressionen auslösen. Bei Kontakt in der Schwangerschaft kann es zu Fehlgeburten und Missbildungen der Kinder führen. Außerdem wird über hohe Neugeborenensterblichkeit berichtet.
Trotz der starken Beteiligung am Tabakanbau haben Frauen* z.B. in Bangladesch oder Tansania keine Kontrolle über Finanzen und Entscheidungsfindung.
Da Tabakmonokulturen anfällig gegenüber Krankheiten und Schädlingsbefall sind, werden sie mit enorm vielen Pestiziden behandelt. Weltweit kommen rund 150 unterschiedliche Chemikalien gegen Pflanzenschädlinge, Pilzbefall und Unkraut sowie als Kunstdünger für besseres Wachstum zum Einsatz. Manche verwendeten Substanzen sind so giftig, dass 0,01 Gramm für den Menschen tödlich sein können.
Giftig ist auch das Nikotin aus den nassen, grünen Tabakblättern, das bei der Ernte direkt durch die Haut in den Körper aufgenommen wird. Die solcherart entstehende Vergiftung heißt „Grüne Tabakkrankheit“(„Green Tobacco Sickness"). Ihre Symptome sind Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchkrämpfe, Blutdruckstörungen und Erbrechen. Es handelt sich um eine Art Nikotinvergiftung, für die besonders Nichtraucher*innen sowie Kinder und Jugendliche anfällig sind.
Ein Tabakpflücker nimmt pro Erntetag so viel Nikotin auf wie in 50 Zigaretten enthalten ist.
Man schätzt, dass 20 bis 25 Prozent der Menschen, die Tabak ernten, an der Grünen Tabakkrankheit erkranken. Mit wasserundurchlässiger Kleidung könnte man sich dagegen schützen, aber die meisten Tabakbauern können sich keine solche Kleidung leisten. Im (sub-)tropischen Klima wie zum Beispiel in Malawi oder Brasilien ist sie außerdem nicht geeignet.
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